Savinja & Sava Bohinjka

vom 1.5. - 5.5.2012

Nachdem wir Traunstein (Ausflug Deutsche Traun 2012) verlassen hatten, kamen wir via Villach über die Slowenische Grenze an der Sava vorbei. "Schauen wir uns doch mal die Sava an - das wird uns einen Eindruck geben".

 

Bei der Brücke in Ribno, welche das Ende der Trophy-Strecke darstellt, hielten wir kurz still. Ein tschechischer Fliegenfischer gab uns freundlich Auskunft, während er dem Fischereiaufseher seine Gastkarte zeigte. Unterdessen schleckte mir der Kampfhund (ein riesen Vieh, Mischung Rottweiler / Mastif) des Fischereiaufsehers die Hand. Clevere Jungs, die slowenischen Fischeriaufseher. Macht mächtig Eindruck und jeder Flugangler prüft sicher zweimal den Wiederhaken.

 

Der Tscheche sagte uns, die Fischerei sei nicht schlecht und das Wasser gehe langsam zurück. In zwei bis drei Tagen sei die Sava perfekt. Die Maifliegen schwirrten bereits schon zahlreich.

 

Wir entschieden doch zuerst an die Savinja zu fahren und liessen uns die Sava als weitere Alternative offen.

 

Um 20.00 Uhr kamen wir in Ljubno ob Savinji an und bekamen im Sporthotel Prodnik ohne Probleme zwei Einzelzimmer für Euro 25 inkl. Frühstück und freiem WLAN. Bei einem kühlen Lasko auf der Terasse des Hotels kann man wunderschön die Forellen beim Steigen auf Trockenfliegen beobachten. Wir konnten es kaum erwarten, morgen endlich ans Wasser zu kommen.

 

Man brachte uns im Gasthaus die Speisekarte, welche sich einfach gestaltete:

Savinja
Speisekarte Sporthotel Prodnik

Wir beide bestellten "Gemischtes Fleisch vom Grill" für 7.50 Euro. Was uns da wohl erwarten wird...

 

Nach kurzer Zeit schaute unsere Tafel wie folgt aus:

Sporthotel Prodnik
Gemischtes Fleisch vom Grill

Das Sporthotel Prodnik in Ljubno ob Savinji ist wirklich empfehlenswert. Sehr akkurate Zimmerpreise, sehr sauber und das Personal ist äusserst gastfreundlich und spricht Deutsch.

Am nächsten Morgen wurden uns die Fischereikarten ausgehändigt und wir begaben uns an die Savinja. Das Wetter war wiederum ein Traum und der Wasserstand der Savinja war perfekt.

 

Mit leichter Nymphe und Bissanzeiger konnten wir umgehend Bachforellen, Äschen und Regenbogner überlisten. Andere Fischer trafen wir keine an und auch kein einziges Kanu oder Boot kreuzte uns den Weg.

 

Wir genossen die Stille und fingen in den schnellen Rauschen mit Karls Wooly-Bugger eine Regenbogenforelle nach der andern.

Savinja
Savinja

Das Insektenvorkommen war immens. Steinfliegen- und Köcherfliegen-Larven waren überall auszumachen.

In den Abendstunden gab es einen Schlupf und ich konnte mit der Trockenfliegen einige schöne Bachforellen überlisten. Karl, Deine schwarze Parachute mit der grünen Sichthilfe war die perfekte Fliege für die blaue Stunde !

 

Am nächsten Tag fuhren wir die Savinja aufwärts, Richtung Luce. Hier ist die Savinja wilder und schlängelt sich durch Schluchten. Wunderschöne Gegend und guter Fischbestand.

 

Wir entschieden aber, zurück ins Revier 3 zu fahren und dort in der Nähe der Teichanlagen des Fischereivereins Ribolovna Dovolilnica zu fischen. Wiederum wurden wir mit etlichen Bach- und Regenbogenforellen am Streamer und Nymphe belohnt. 

 

Nach der gestrigen Erfahrung, dass in den Abendstunden nicht mehr viel geschehen wird, entschieden wir uns am späten Nachmittag unsere sieben Sachen zu packen und an die Sava Bohinjka zu fahren.

 

 

 

Sava Bohinjka

Nach einer guten Stunde Fahrtzeit erreichten wir Bled. Gleich daneben, in Ribno, fanden wir die sehr ordentliche Pension Gostišče pri Dveh Petelinih.

Gostišče pri Dveh Petelinih
Gostišče pri Dveh Petelinih

 

Der Gastgeber erklärte uns die Fischereikartenausgaben und riet uns eher nicht die Trophy-Strecke zu befischen, in den anderen Revieren wäre es genau so gut. Nun, Rolando und ich hätten es uns im Nachhinein nie verziehen, in der kurzen Zeit wie wir an der Sava waren, nicht in der Trophy-Strecke gefischt zu haben. "It`s your decision" war die kühle Antwort des Gastgebers. Egal - manchmal muss man bewusst Fehler machen - um das Glück zu finden, wie Ihr später sehen werdet.

 

Der nächste Morgen empfing uns wiederum mit Sonnenschein, doch die Temperaturen waren gegenüber der Savinja merklich gefallen. An der oberen Reviergrenze wurde das Auto abgestellt und von der Brücke liess uns der Blick in die Sava nicht lange zögern, die Leinen nass zu machen. Kaum ins Wasser eingestiegen, rückten drei weitere Fliegenfischer hinten nach. Die drei Kollegen waren mit Doppelhänder der 10plus Klasse ausgerüstet. "Was wollen die denn fangen - AK-style ??" Die drei, polnischer Herkunft, liessen uns ihre Schussköpfe um die Ohren pfeiffen und hämmerten auf die andere Flussseite.

 

Rolando und ich, beide mit feinem Gerät unterwegs, fischten sorglos mit Bissanzeiger und kleiner "Allround" und "Peeping Caddis" - Nymphen weiter und verzeichnteten etliche Fänge von Regenbogenforellen. Die drei wurden langsam nervös, vorallem weil sie wohl nicht die richtige Nymphen in den Boxen hatten. Tja, so kanns gehen. Dem einen Kollegen wurde die Sache zu bunt und er verliess den Fluss schnurstracks. Doch der glitschige Boden beendete den bis anhin sorglos verlaufenen Tag abrupt und das Bad als Zugabe zum Nymphenfrust liess ihn definitv an der gewählten Sportart zweifeln. Rolando, ein Freund für alle Fälle, wollte ihm noch seine trockene Reserve-Wathose anbieten - ich konnte ihn glücklicherweise noch kurz davor aufhalten. Ich fürchtete ein Gemetzel in der Sava.

 

Wir überliessen den Jungs den Spot und fischten flussabwärts. Die Sava hatte immer noch einen leichten Stich und der Wasserdruck liess Traun-Erinnerungen aufkommen. Die Fischerei blieb in etwa gleich - etliche Fänge auf der Nymphe, jedoch war Trocken nichts zu machen. Der Fang einer anfänglich gemeinten Forellen, die aber bei genauerer Betrachtung fast an einen Jack-Salmon erinnern liess, brachte die Erkenntnis, dass die Sava ja auch Huchen beeinhaltet. Doch an grosse Huchen dachte keiner von uns - die sind sicher auf Wanderschaft, denn die Huchenfischerei ist ja erst im Winter angesagt.

Wir kamen weiter flussabwärts an einen wundervollen Pool. Tief, dunkel, uneinsichtig und es roch förmlich nach Gross-Forellen. Nach etlichen Versuchen mit schweren Nymphen und ausbleibenden Bissen, wechselten wir auf Streamer. Da muss doch was Grosses in der Tiefe lauern !

 

Ein Wurf quer aufwärts über den Fluss, den Streamer (max. 5 cm Länge erlaubt), absinken lassen und dann langsam in der Drift einstrippen... BAM ! Ein harter Anbiss, zweimaliges heftiges Schütteln und dann ging der Fisch auf Grund. Er blieb einfach inmitten des Pools stehen. Nach der ersten Überraschung versuchte ich Druck zu machen, soviel wie man sich mit einer 4er Rute und 20er FC1 wagt. Ich rief Rolando "BIIIG FISHHH !!" Der betrachtete die Rutenkrümmung und meinte, "ja, scheint ne ordentliche Forelle zu sein". Er verliess den Pool und nüschelte an Land an seinem Vorfach rum. Wärend dessen zog der Fisch langsam flussaufwärts und zeigte sich im flacheren Wasser das erste Mal. Ich fiel fast in Ohnmacht "Du heiliges Lieschen - das ist der Fisch des Lebens". Umgehend wurden die Hände feucht, unzählige Gedanken über Bremseinstellungen, Stroft-Vertrauen, widerhakenlose Haken und und und schossen mir durch den Kopf. Und vorallem einer: "wenn der abgeht, dann Sälü-Biskuit! AK-Kings im Salto waren umgehend vor dem geistigen Auge - und wie zur Hölle soll das mit einer 4er Rute gehen ?"

Doch die Sorgen waren unnötig, denn der Fisch drehte sich flussabwärts, schüttelte ein paar Mal mit dem Kopf und der Streamer kam als Leergut zurück.

 

NEEEEIIIINNNNN !!! hallte es durch`s ganze Tal. "Rolando, Rolando, hast Du DIESEN Fisch gesehen???" - "Nein - leider nicht. War sicher ein schöner Fisch, aber beruhig Dich nun wieder; kann ja wohl nicht soo gross gewesen sein". - der hat ja keine Ahnung, der Profi-Nüscheler !!

 

Komplett am Boden zerstört war mir die Lust an der Fischerei vergangen und ich verliess den Pool und wollte nur noch weiter runter. Mit den erlebten Bildern vor Augen übersah ich einen tief angesetzten Stacheldraht und es knallte mich der Länge nach auf den nicht allzuweichen Waldboden. "Und wenn mir hier jetzt einer eine Reservewathose anbietet, dann gibt es Sava-Massaker; mit Blut und Siegel !"

Mit schwerzverzerrtem Gesicht, fluchend und grummelnd aber wieder auf den Füssen ging es weiter an den nächsten Pool. Rolando war ganz aufgeregt - "schau, schau, da steht ein riesen Fisch !!" Pha, dachte ich - ein riesen Fisch - MEIN Fisch hättest Du sehen müssen ! Beim Hinschauen sah ich bloss ein Betonrohr im Wasser und wollte weiter. Rolando meinte aber: "Doch das ist ein Fisch!" Wir gingen vorsichtig näher ans Wasser und tatsächlich, das stand wiederum so ein Mordsding. Nun konnten wir den Fisch betrachten und stellten aufgrund der leicht rötlichen Färbung fest, dass es doch Huchen in der Sava hat und mein voheriger Fisch wohl auch ein Huchen gewesen sein muss. Und wir dachten, die gäbe es in der Sava nur im Winter. Vielen Dank an dieser Stelle an Clemens Ratschan, der uns im Nachhinen über die Gepflogenheiten der Huchen an der Sava aufgeklärt hat !

 

Der Fisch reagierte aber nicht auf unsere Streamer und so verliessen wir den Pool. Schmerzhaft wurde ich daran erinnert, was für einen wundervollen Fisch ich voher an der Angel hatte.

 

Wir fischen weiter flussabwärts, fangen noch etliche Regenbogner in den schnellen Läufen und ich hatte mich wieder einigermassen erholt.

 

Beim Rückweg am Abend zum Auto kam ich wiederum an dem Spot des verlorenen Huchens vorbei. Rolando fischte weiter unten und ich dachte mir "zur Bestätigung, dass das vorhin meine einzige Chance im Leben auf so einen Fisch war, mache ich noch ein paar erfolglose Würfe".

 

Ich löse den Streamer vom Ring, ziehe rund 15 Meter Schnur ab und werfe den Streamer in gleicher Manier wie zuvor auf die andere Flussseite, diesmal aber etwa 10 Meter weiter unten. Ich beginne mit dem Einstrippen. Einmal, zweimal, dreimal - BAM !!!!! In der weichen Rute verspüre ich heftiges Kopfschlagen und der Fisch verharrt wiederum in der Strömung. Ich krame das Handy hervor und rufe Rolando mit zittrigen Händen an: "Huchen! Huchen!" Er labbert etwas von einer Mörder-Barbe, die auf seinen Streamer losgegangen sei, aber er komme sofort. Gut ! Genau das wollte ich hören - wenigstens diesesmal soll er Zeuge sein.

 

Der Fisch verhält sich weiterhin ruhig und fährt langsam hoch, schüttelt den Kopf und kommt wieder zurück. Er lässt sich leicht führen, ohne viel Druck und unnötiges Forcieren. Ich warte dauernd auf die Explosion, doch diese kommt nicht und ich gewinne das Vertrauen ins Gerät zurück. Durch das Unterholz höre ich Rolando ankommen "Tip Top Ursus, Tip Top, Tip Top Ursus, wunderbar, super !!" Er nimmt die Unterwasserkamera aus meiner Tasche und steht hinaus in den Fluss. Der Huchen, er ist deutlich kleiner als der voherige, lässt sich weiter von mir dirigieren und ich kann ihn langsam auf unsere Seite führen. Nach einer gefühlten Ewigkeit lässt er sich ins flache Wasser führen und Rolando kann ihn an der Schwanzwurzel greifen und führt ihn im Wasser Richtung seichtes Wasser. Endlich fällt die Anspannung ab und ich kann das wunderschöne Tier betrachten. Was für ein herrlicher Fisch. Er erinnert in der Färbung an einen King, ist aber schlank und doch kräftig. Die gespreizte Hand hat viermal Platz, was uns auf eine Grösse von rund 85 - 90cm schätzen lässt. Ich führe den Fisch wieder zurück in das strömungsreichere Wasser und löse ihn vom Streamer. Ein paar Schwanzschläge und weg ist er, wieder zurück in der Tiefe wo er hingehört.

 

Voller Dankbarkeit und mit glänzenden Augen fallen Rolando und ich uns in die Arme und geniessen diesen unerwarteten Moment.

Hucho Hucho Sava Bohinjka
Hucho Hucho Sava Bohinjka
Rolandos Streamer Barbe
Rolandos Streamer Barbe

Dank Rolando´s Unterwasseraufnahmen gibt es die Erlebnisse an der Sava auch noch in bewegten Bildern:

Zum Abschluss des Tages gönnen wir uns ein fürstliches Nachtessen für drei Personen beim Chinesen in Bled und erzählem dem Wirten unserer Pension unsere Geschichte an der Trophy-Strecke. Er gratuliert respektvoll, zeigt uns dann noch ein paar Bilder seiner Winterfänge: 1.13mt, 1.26mt. und Ruhe war :-)

 

Am nächsten Tag fischen wir noch bis zum Mittag und machen uns dann auf die Heimreise. Nach 9 Stunden können wir unsere Lieben wieder in die Arme nehmen und ihnen von dieser Woche voller einmaliger Erlebnisse erzählen.

 

Danke Rolando für die wiederum tolle Zeit zusammen mit Dir am Wasser ! Danke Jochen, Mazzo, Volki und Christoph für die Zeit an der deutschen Traun und herzlichen Dank an Karl für Deine beiden Wahnsinns-Boxen ! Um solche Freunde ist man zu beneiden !

 

Auf bald !