Teil II: Roadside Fishing

Roadside Fishing Kodiak

Zur Einstimmung ein paar bewegte Bilder unserer Erlebnisse im Strassensystem von Kodiak:


 und hier die Geschichte dazu:

Mit unseren beiden überdimensionierten Schlitten cruisten wir am nächsten Morgen nach einem kräftigen Frühstück im Kings Dinner zu den wichtigsten Stationen in Kodiak City: Mack's und Cy's Tackle Shops. Der tägliche Besuch während des Roadtrips sollte schon bald zur Routine werden. Böse österreichische Zungen behaupten, dass manche Fischer lieber Zeit im Tackle Shop als am Wasser verbringen. Pfft, keine Ahnung – Informationen und richtiges Equipment machen den Unterschied!

Come naked and we'll outfit you !

Ganz nach Cy's Slogan, stürzte sich Rolando in die Simms-Wühltische. Zeitgleich lief über die Musikanlage "I'm a Soul Man". Was für ein Bild, absolut filmreif!  

Kodiak Bear
der prüfende Griff

Die Angestellten wurden unterdessen über aktuelle Fangberichte, Streamerfarben und Wasserstände ausgequetscht. Uns wurde erzählt, dass im Olds River sogar noch Kings gefangen werden könnten, woran wir aber stark zweifelten.


Dafür durfte ich bereits eine der ersten Sage One Ruten in den Händen halten. Sie fand jedoch den Weg zurück ins Gestell; Ein nettes Teil, aber nicht wirklich mein Fall.

Jochen entpuppte sich als Freizeit-Schamane und prüfte kurz das Bärenverhalten für die kommenden Tage.


Seine Prognose:

"Jooa, die soand OK - tun uns nix"

Wunderbar, dann konnte ja nichts mehr schiefgehen.

Nachdem viele Dollars den Besitzer gewechselt hatten, fuhren Mazzo, Jochen und ich an den Buskin, Mättel und Rolando an den Russian River. Weder Coho-Sichtungen, geschweige ein erfolgversprechendes Zupfen konnten wir am Buskin verzeichnen. Nach zwei Stunden intensivem Fischen und Absuchen wechselten wir erfolglos und mit gekühlten Gemütern an den Russian.


Völlig ausgepowert von den vielen Drills trafen wir Mättel und Rolando dort an. Holla, da hatten wir wohl auf die falsche Karte gesetzt.

Der Russian war wesentlich gnädiger und alle fingen nach kurzer Zeit die ersten Kodiak Cohos und Dolly Vardens. Was für ein erster Fischertag, so konnte es ruhig weitergehen! Jochen setzte auf seine National-Farben bei den Streamern (rot-weiss-rot) und verzeichnete die meisten Fänge. Wir Eidgenossen unterlagen hier mit "rot gekreuzt weiss" deutlich und blickten neidisch zum Nachbarn; bekanntlich für uns Schweizer eher unüblich und doch sehr gewöhnungsbedürftig.

Auch den ersten Bären konnten wir an der Küste erspähen - ja, jetzt waren wir angekommen!

Olds River Kodiak
Sintrix Feeling am Olds River
Kodiak Bear
Beim Russian River

Zum Tackle: Die Alaskaner, sowie viele Touristen, fischen oft mit Spinner, sehr gerne auch mit echten Lachseier-Paketen an der Spinn- oder Fliegenrute. Das ist wohl die effizienteste Methode die Kühlbox möglichst rasch mit Silberlachsen und Dolly Vardens zu füllen.


Die Dollies inhalieren die Eier allerdings gerne tief, was ein Releasen oft unverantwortlich macht. Wir fingen alle unsere Fische mit Streamern oder Beads (Plastik Ei-Imitationen) und konnten keine gravierenden Nachteile gegenüber den Eierdieben feststellen. Als eingefleischter Fliegenfischer empfinde ich persönlich die Streamer- und Beadfischerei sowie schöner, als Lachseierklumpen durch die Lüfte zu schwingen, aber das ist bekanntlich Ansichtssache. 


Für Cohos empfiehlt es sich nicht unter Rutenstärke #8 zu fischen und für Dollies und Rainbows nicht unter #5. Äschen sucht man auf Kodiak leider vergebens.


Schwimmende Schnüre mit einem 35er Nylon als Tippet sind perfekt für die nicht allzu tiefen Flüsse auf Kodiak. Natürlich kann auch mit sinkenden Schnüren oder mit Blei gefischt werden, um schneller auf Tiefe zu kommen.


Mindestens 50 Meter 30 Pfund-Backing ergänzen eine Grosskernrolle mit guter Bremse, da man im Strassensystem bisweilen auch an Meereinmündungen fischt. Bei den Einmündungen ist es wichtig, die dort jagenden Seehunde im Blick zu haben. Mit etwas Pech schnappt so ein Tier den gehakten Fisch, dann heisst es abschneiden und Lebewohl zur Flugschnur sagen.

 

Zurück im B&B kamen die Fische in den Tiefkühler, kurze Dusche, ausgiebiges Nachtessen bei Henrys  und dann stürzten wir uns ins Clubbing-Leben von Kodiak City um den äußerst erfolgreichen Einstand zu feiern.


Kodiak-Nightlife: Wir stellten fest, dass unsere Austrian-Partylöwen etwas mehr Glück im Aufspüren von Clubs & Bars hatten und durften die eine oder andere neue Location entdecken. Mit den rauen Krabbenfischern aus allen Teilen der Welt kommt man immer schnell ins Gespräch. Ein eigenes Volk: Zäh, unterbezahlt, ab Mitternacht sternhagelvoll und kaum noch ansprechbar. Einer von ihnen, Julian, Doppelmeter Russe im Format Ivan Drago, schloss sich uns mit Freude an und machte von nun an alle Clubs klar. Sein Lieblingsjoke um zwei Uhr morgens: „What do you call the surplus skin around a cunt?” Kurze Kunstpause, ausspucken auf den Boden und die Antwort könnt Ihr Euch selber denken.

 

In einer der Lokalitäten trafen wir gar die beiden Zwillingsbrüder, welche uns im 2009 an den Karluk ausgeflogen hatten. 

Ich erzählte ihnen, dass wir sie beide in der deutschen TV-Reportage "Alaska - die 48 Stunden von Kodiak" auf NDR gesehen hätten. 

Die Twins bekamen grosse Augen und hoben komplett ab - von nun an waren sie die Rockstars von Kodiak.


Die beiden liessen keine Gelegenheit mehr aus, um jedem und vor allem alles was einen Rock anhatte, von ihrer neuen Hollywood-Karriere zu berichten.


Wir bestätigten die Geschichte, besonders bei den neugewonnenen weiblichen Fans, mit ernster Miene und heftigem Kopfnicken. Die Jungs hatten sicher keine Probleme diesen Winter ein warmes Plätzchen zu finden.

Am zweiten Tag musste ich aussetzen, besser gesagt "aussitzen". Eine wüste Darmgrippe hatte mich bereits kurz vor der Anreise heimgesucht und liess mich den ganzen Tag auf der Toilette verbringen. Dank Mättels Apotheke und dem Rat eines Pharmacy-Mitarbeiters: „Drink Gatorade as much as you can!!“ war ich am Abend wieder einiger massen fit, hatte einen ausgeglichenen Elektrolyten-Haushalt und konnte eine Distanz von über 50 Metern weg von der Toilette riskieren. Die vier anderen Jungs waren wiederum erfolgreich, meinten aber durch den starken Regenfall steige das Wasser in den Flüssen mehr und mehr.


Das beunruhigte uns nicht, ganz im Gegenteil - genügend Wasser im Karluk versprach für den Float ein zügiges Vorankommen und vielleicht auch aufsteigende Silberlachse – ja, die Hoffnung stirbt zuletzt!


Am dritten Tag erledigten wir noch notwendige Dinge, wie Nahrungsmitteleinkauf, Überprüfung der Boote und der Float Ausrüstung. Rolando und ich beschafften die Landpermits, während die anderen den Provianteinkauf erledigten.


Als wir alle beim Safeway zusammenstießen, traf Rolando und mich beinahe der Schlag: Da lagen 6 Eierschachteln mit je 24 Eiern im Einkaufswagen. Die Antwort auf die Frage "Was zur Hölle wollt Ihr denn mit 144 Eiern?" wurde lapidar mit "Jeden Morgen Rührei mit Speck!" beantwortet. Wir schauten Mättel an, aber der hob nur resigniert die Schultern und murmelte: "Ich habe versucht sie aufzuhalten, aber keine Chance gegen die Habsburger!" Na gut, Ostern war schon eine Weile durch und Eier sollen ja gesund sein.

 

Alle Einkäufe wurden kurz im B&B abgeladen, zum Einpacken sollte am Abend noch genügend Zeit sein. Der Regen hatte etwas nachgelassen und alle zog es ans Wasser. Wiederum wurden die Limits gefangen und somit war am Abend auch die Kiste mit den Lachsen für den Weitertransport nach Anchorage zur Alaska Sausage Räucherei bereit.

 

Ein letztes grosses und ausführliches Mahl, einige Drinks und es ging zurück ins B&B, wo jeder seine sieben Sachen für den Float bereitstellte. Es wurde eine lange Nacht, bis jeder sich schlüssig war, was alles er mitnehmen will und was im B&B zurückbleiben sollte.

 

Am nächsten Morgen fuhren wir zuerst zurück zum Flughafen, um die Lachse als Fracht aufzugeben, anschliessend gaben wir unsere zwei Autos ab und liessen uns vom Shuttleservice von Andrew Airways zu unseren Buschflieger bringen. Es regnete weiterhin in Strömen und jeder stellte sich langsam innerlich auf eine feuchte Zukunft ein.

Olds River Kodiak
am Olds River
Olds River Kodiak
Olds River

Nach dem Floattrip am Karluk fischten wir noch 3 Tage im Strassensystem von Kodiak. Die Fischerei war nicht mehr ganz so toll wie zu Anfang unserer Reise. Im Buskin, Olds, Russian, American und Pasagshak River war nicht viel los. Angler sah man noch etliche, aber viel gefangen wurde nicht. 

Wir suchten nach Optionen und kehrten an den Roslyn Creek zurück, welchen wir aus dem 2009 noch in sehr guter Erinnerung hatten. Den meisten Fischern ist dieser kleine Fluss zu verkrautet, zu stark bewachsen und zu "bärig". Wiederum war der Roslyn aber DER Spot um richtig gut Silberlachse zu fangen. Die Lachse erreichen hier zwar nicht ganz die Grösse der Buskin- und Olds-Bomber, aber was soll's ? Es geht ja ums Fischen und nicht um die Kilos.

 

Einen neuen Bach haben wir dieses Jahr auch noch erkundet: den Felton Creek. Auch dieser ist eher schmal aber in offenem Gelände. Wer keinen Wert auf Bärenbekanntschaften legt, dem bietet dieser Bach eine gute Option. Man hat zwar keine Deckung und die Cohos sind äusserst scheu, dafür ist es wirklich eine gute Adresse, wenn bei allen anderen Flüssen tote Hose herrscht.

hier trifft es sicher nicht den Falschen
hier trifft es sicher nicht den Falschen

Besten Dank an Dawn von fishthesalmonriver für die geilen Snagger-Sweaters. War die Show auf Kodiak. CU at the Pulaski River, NY.

weitere Bilder vom Roadside Fishing: