31.10.2010 - Erste Saane !

Mutti hatte letzten Samstag eine gaaanz tolle Idee: "Komm lass uns endlich mal die Küche streichen."

 

Das tönt ja eigentlich nach einer guten Samstags-Nachmittag Beschäftigung, zusammen mit den Kids ein bisschen Farbe an die Wände klatschen.

 

Da ich bereits schon einmal das Vergnügen hatte, unsere geliebte Küche zu streichen, wurde mir bei ihrem Vorschlag gleichzeitig heiss und kalt und ich betete zum Himmel: "Herr, lass genau jetzt das Telefon klingeln und es Rolando sein, der mich auf eine Schlepp-Tour auf dem Greyerzersee einlädt."

 

Das Telefon blieb hartnäckig stumm und ich machte mich auf in den Baumarkt um Farbe zu kaufen. Zuvor liess ich mir aber haarklein von meiner Göttergattin einen Einkaufszettel mit allem Benötigten aufschreiben - wie bei einem Zweitklässler. Man lernt ja im Leben dazu !

 

Wie üblich, wenn ich vor dem Regal mit Muttis Zettel in der Hand stehe, stand ich einmal mehr vor der schweren Entscheidung: kauf ich jetzt das nicht ganz deckungsgleiche Produkt oder lass ich es stehen und fahre mit leeren Händen nach Hause ? Prügel gibts sowieso, also nehm ich lieber ein ähnliches Produkt statt das ganze Vorhaben aufzugeben. Irgendwie krieg ich das dann schon hin.

 

Zurück zu Hause wurde natürlich alles abgeklebt und das Übel nahm seinen Lauf. Ich übernahm die mühsame Arbeit des Deckenstreichens - man ist ja Gentleman. Mit einem Ohr hing ich permanent an den Wettervorhersagen für den Sonntag, denn von meinem Einsatz heute in der Küche erhoffte ich mir Belohnung in Form von einem Fischernachmittag an der Saane am Sonntag.

 

Nach Sonnenuntergang beendeten wir unsere Arbeit und waren zufrieden mit dem Resultat. Uff, Schwein gehabt ! Vom Thema Küchenstreichen war jetzt mal wieder die nächsten vier Jahre Ruhe.

 

Der Sonntag kam und ich war eigentlich der Meinung, dass Halloween erst am Abend wäre. Doch Muttis Schrei beim Betreten der Küche, lehrte mich etwas anderes. Schlaftrunken und noch gänzlich von den Äschendrills in der Saane meiner Träume verwirrt, bot sich mir ein fürchterliches Bild in der Küche. Speziell die Decke rief nach einem zweiten Anstrich.

 

Meine ganzen Saane-Pläne und Träume verflüchtigten sich schneller als das Lösungsmittel dieser Scheiss-Farbe. Mutti liess sich auch nicht mit Ausreden wie "hey, das schaut doch toll aus - sowas hat sonst niemand ! Da können wir stolz drauf sein, hätte kein Maler besser hingekriegt !"

 

Für Mutti war sofort klar: Ihr Heimwerkerkönig hat mal wieder nicht die Farbe gekauft, die auf dem Zettel stand und dann war er geistig schon beim Fischen, statt sich auf's Streichen zu konzentrieren.

 

Wo sie recht hat, da hat sie recht...

 

Der zweite Anstrich ging aber blitziger und wurde natürlich von Mutti selbst ausgeführt. Ich hielt mich zurück, machte den unterwürfigen Handlanger und unterstützte tatkräftig ihre Flüche Richtung Decke, Baumarkt und sonst noch alle Schuldigen, die ihr in den Sinn kamen. Dummerweise konnte ich es nicht verklemmen (wieso kann ich meine Schnauze nicht halten ??) und machte sie auf eine kleine Streichunachtsamkeit ihrerseits aufmerksam und die Dinge nahmen seinen Lauf... Der Himmel verdunkelte sich abrupt, Blitze fegten durch unsere Küche, die Kinder setzten die Helme auf, ich legte mich umgehend auf den Rücken und streckte ihr meinen Hals zum tödlichen Zubiss entgegen. Wenn man verloren hat, hat man verloren.

 

Nach langen Minuten im Todeskampf hörte ich die Worte "GEH ENDLICH AN DIE SAANE!"

 

Wenn Mutti in Grossbuchstaben mir die Leviten liest, gibts kein "wenn und aber" - da heisst es schleunigst das Weite suchen.

 

Mit etlicher Verspätung gegenüber meines eigentlichen Plans, traf ich an der Saane ein. Es waren 12 Grad, bedeckt und kein Wind. Perfektes Äschenwetter ! Bereits parkierten zwei Autos an der sonst vermeintlich unbekannten Stelle und ein drittes Auto fuhr heran, während ich die Fliegenrute einfädelte. Jetzt aber sofort los. Gestresst und mit schnellem Laufschritt gelangte ich ans Wasser und das Bild das mich hier antraf, mahnte mich eher an den Blausee oder den Russian-River auf der Kenai Halbinsel. Mit einer schönen, einsamen und erfolgreichen herbstlichen Äschenpirsch hatte das ganz und gar nichts zu tun. 

Alaska-Feeling an der Saane
Alaska-Feeling an der Saane

Ein Blick auf das Wasser stimmte mich aber umgehend wieder freudig ! Hier ein Ring, da ein Ring, zum Teil kleine doch ab und an auch ein zünftiges "Glump".

 

Eine hellgraue Parachute, Hackengrösse 18 war das Rezept und mir gelangen einige Fänge. 

Die Würmler rückten aber immer mehr auf und nach zwei Stunden erfolgreicher Revierverteidigung gab ich meinen Standplatz auf und kehrte erholt und zufrieden nach Hause zurück.

 

Die Küche sah fantastisch aus und Mutti war auch wieder zufrieden mit sich selbst, der Küche und ihrem Heimwerkerkönig.

 

Ein richtig schönes Wochenende für uns alle, zwar mit einigen Umwegen, doch aber konnten wir alle unsere Pläne erfolgreich bei einem gemütlichen Znacht abschliessen und über das Vergangene lachen.