Rolando und ich schwangen uns um fünf Uhr in der Früh in den Offroad Mini und fuhren Richtung deutsche Traun Richtung Siegsdorf / Traunstein an die Gewässerabschnitte vom Ruedi Heger.
Jochen und Mazzo erwarteten uns bereits am Wasser. Wer den Kodiak 2011 Bericht gelesen hat, mag sich sicher noch gut an unsere beiden österreichischen Wasserbüffel erinnern.
Bevor es zum Fischen ging, gab es zuerst einen Wiedersehens-Trunk, bei welchem sich anschliessend jeder von uns gewünscht hatte, sich umgehend an einem schattigen Plätzchen niederzulassen. Anschliessend wurden die Gastgebergeschenke ausgetauscht. Darunter ein fünf Liter günstiges CH-Benzin und eine frisch gebrannte Schweizer Daten-CD (natürlich leer). Die beiden sollten für Ihre Mühen in Kodiak ausreichend belohnt werden und von nun an keine finanziellen Sorgen bis ans Lebensende mehr haben!
Im Gegenzug übergab uns Jochen zwei edle Boxen mit noch edlerem Inhalt. Karl Flick, der Meisterbinder meinte es sehr gut mit uns und liess uns etliche seiner Schätze zukommen. Karl, vielen herzlichen Dank ! Deine Muster haben sich äusserst bewährt und wie Du weisst, bin ich schon dabei einige der Muster nachzubinden - wobei ich zur Zeit noch kläglich Deinen Künsten hinterher eifere.
Anschliessend erklärten uns Jochen und Mazzo die Regulations an der Traun - zu erwähnen sind folgende, die uns die kommenden Tage zu wahren Herausforderungen werden lassen sollten:
- keine Jig-Nymphen/keine Streamer
- keine zusätzliche Beschwerung (Blei oder Putty)
- nur Hüftwathosen oder heruntergerollte Wathosen
Ein erster Blick in die Traun kühlte unsere Gemüter umgehend. Der Wasserstand war sehr hoch, das Wasser aber einigermassen klar.
Rolando und ich fuhren an die uns zugeteilte Revierstrecke und kramten die schwersten konformen Nymphen aus unseren Boxen und machten umgehend Bekanntschaft mit dem reissenden Wasserdruck der Traun. Oft ähnelten wir eher einer schlechten Michael Jackson Imitation als gestandenen Fliegenfischern. Der Untergrund war teils recht rutschig und der Wasserdruck tat sein Übriges.
Die deutsche Traun ist ein wunderschöner Fluss, mit Wehren, Rieselstrecken und schönen Läufen. Doch mit der Fischerei kamen wir nicht so zurecht, wie erhofft.
Einzig oberhalb von Wehren, im ruhigem Wasser, war mit der Trockenfliege was zu machen. Ansonsten sahen wir kaum steigende Fische.
Mit Nymphen gelang zwar auch der eine oder andere schöne Fang, doch bei der starken Strömung kam man einfach nicht recht zum Fisch hinunter.
Leicht frustriert trafen wir uns am Abend mit Jochen, Mazzo, Volki und Christoph. Alle vier aus Schärding, Innviertel. Es ging in etwa allen gleich - jeder kämpfte mit dem Wasserdruck und die Fänge waren nicht ganz so zahlreich wie erhofft.
Übernachtet haben wir im Parkhotel in Traunstein. Ein hübsches Hotel, ausreichend grosse Zimmer und guter Service. Auch Traunstein selbst ist ein sehr hübsches und gemütliches Städtchen. Wer aber nach 22.00 Uhr noch auf die Piste will, ist hier fehl am Platz.
Was dabei rauskommt, wenn sechs Jungs, leicht frustriert von der Fischerei, getrennt von Haus und Herd und alleine in der Ferne, sich die Nächte in einem so verschlafenen Städtchen um die Ohren schlagen müssen, das möchte ich der Leserschaft ersparen. Nur ein Hinweis - die Geheimwaffe No 38 taugt nicht dazu !
Der nächste Tag erwartete uns wiederum mit knapp 30 Grad und purem Sonnenschein. Rolando und ich nahmen uns auf Geheiss von Jochen ein Wehr in Siegsdorf zur Brust. Wie bereits am Vortag erlebt, oberhalb des Wehres steigen die Bachforellen fleissig und nahmen die angebotenen Trockenfliegen ohne grosses Murren.
Doch das Becken unterhalb des Wehres liess Rolando und mich auf etwas Grosses hoffen. Nach unzähligen Würfen mit der Nymphe und Bissanzeiger in das tiefe Becken und keinem Biss beschloss ich dem Wehr entlang zu gehen, um an eine gute Stelle zu kommen. "Es wird schon irgendwie gehen" war das Motto, was sich als grosser Fehler herausstellen sollte. Ein rutschiger Stein, ein überschätzter Simms Hardbite Spike und schon war ich unter Wasser, inkl. DSLR-Kamera, Handy usw. Der einzige Gedanke war: "Schnell wieder ans Ufer!" Im ganzen Eifer rutschte mir auch noch die Rute aus der Hand, welche umgehend in der Walze des Falles verschwand.
Rolando kam sofort zu Hilfe und versuchte die Rute im Wasser auszumachen, leider ohne Erfolg. Mit langen Stecken war auch nichts zu machen - die Rute war weg.
Dann kam uns die zündende Idee ! Jochen sagte vor der Abreise noch was von "nehmt die Spinnruten mit - evtl. gehen wir noch an einen See". Also Spinnruten hervor, inkl. schwereer Bleie und grosser Haken um damit den Fall durch zu rechen. So müsste doch die Rute irgendwann hängen bleiben und zum Vorschein kommen!
Wir beide also mit schwerem Spinngerät am Fall durchrechen und da tauchen plötzlich zwei Fliegenfischer auf. Ups, denk ich mir - wie werden die das wohl interpretieren ? Wilderer, Frevler, Schweizer Fischmörder ??? Könnte gut möglich sein. Doch die beiden schauten uns nur an, schüttelten die Köpfe und gingen weiter.
Es kam alles zum Vorschein - Metallstangen, Eisendrähte, halbe Bäume, alles zogen wir raus, nur die Rute nicht. Nach unzähligen Versuchen schwand die Hoffnung und wir packten zusammen. Noch frustrierter als Tags zuvor trafen wir beim Hotel ein.
Aber es galt: kein Wort zu niemandem ! Es gab da ein Innviertler, der hatte auch mal seine Rute versenkt und die Genugtuung, dass er nicht der einzige sein sollte, sollte er nicht bekommen - jedenfalls heute noch nicht ! Zudem ist die Story von der Gmunder Traun so toll, die kann man einfach nicht überbieten.
So schwärmten wir beide von den tollen Trockenfliegen-Fängen und dem weiteren wunderschönen Tag an der Traun - jaaa, ich weiss, Drecksäcke sind wir !
Der Verlust liess mich auch am nächsten Morgen immer noch nicht zur Ruhe kommen und bei der Durchfahrt von Traunstein machten wir einen Tauchshop aus. Hey, das ist DIE IDEE ! Also nichts wie hin, 3mm Neopren-Anzug, Taucherbrille, Flossen, Bleigurt und ein Seil geliehen und zurück ans Wehr.
Rolando quetschte sich in den Anzug und ich zog ihn mit dem Seil Richtung Walze. Dort wo ich reingefallen war, fand Rolando nichts. Ein Ausflug ans andere Ende des Wehrs, wo ein tiefes Loch war, brachte dann aber den Erfolg. Plötzlich sah ich zuerst eine Rute an die Oberfläche kommen und dann den Rolando mit breitem Grinsen ! Was für eine Freude ! Die geliebte 4er Burkie konnt ich kurzum wieder in den Händen halten. Danke, Rolando !
Jetzt waren wir wieder am Start !
Die vier andern Jungs wurden natürlich nach dem Fund informiert, und somit auch über die Story wie es dazu kam. Was aber bleibt: es gibt weiterhin nur einen, der die Rute für immer versenkt hat !!!
Die Fischerei bleib leider wie bis anhin, vereinzelte Fänge und das sommerliche Wetter bescherten uns aber trotzedem eine schöne Zeit an der weissen und deutschen Traun.
Am Dienstag Mittag beschlossen wir die Zelte abzubrechen. Über das Heimrevier der Schärdinger wurden wir vom Willy Forstinger informiert, dass sich zur Zeit ungefähr 30 Fliegenfischer die letzten Tropfen Wasser teilen. Nein danke, das ist nix für uns. In allen nah erreichbaren Flüssen herrschte ungefähr die gleiche Situation wie an der Traun oder es hatte viel Schneewasser. Was tun ?
Slowenien wäre doch eine Alternative ! Ich rief kurz bei zwei Adressen vor Ort an und erkundigte mich über die aktuelle Situation vor Ort: Schneeschmelze schon lange vorbei, Wasserstand sehr gut, Suppper-Fischerai ! Noch ein kurzer Check im Navi und schon ging es Richtung Savinja. Die Schärdinger mussten leider alle wieder zur Arbeit und so verabschiedeten wir uns in Matse bei einem letzten gemeinsamen und gemütlichen Mahl.
Volki, Christoph, Mazzo und Jochen: hat einen riesen Spass mit Euch gemacht ! Bis bald wieder an einem schönen Gewässer - mit Doppelbade-Einlagen und sauberem Persil-Fischereischein ;-) Ich sag´s Euch: lasst die Hosen unten - zumindest die Wathosen !
Frisch gestärkt setzten sich Rolando und ich uns in den Mini und es ging über Villach nach Ljubno ob Savinji.