Teil I: Planung & Anreise

Airtaxi Anchorage Alaska, Flyfishing, Stuyahok River, Lake Hood
Airtaxi Lake Hood

Im September 07 begannen Rolando, Mätthu und ich uns ein Ziel für unsere Angelwoche 2008 zu überlegen. Aufgrund meiner Schwärmereien von Alaska erhöhten die beiden Jungs den Druck auf mich, mit ihnen zusammen Alaska zu erleben. Ich war natürlich sofort begeistert, ganz im Gegensatz zu meiner Ehefrau. Eine Woche ist natürlich viel zu kurz für einen Urlaub in Alaska und 6 Wochen (was eine angemessene Zeitspanne wäre) viel zu lange für eine zuhause allein gelassene Familie. 12 Tage war der Kompromiss. Also ging es an die Planung - 12 Tage so intensiv wie möglich zu nutzen. Schnell war die Idee eines Float-Trips geboren.

 

Als nächstes stand die Auswahl eines Flusses, der Beschaffung der Ausrüstung & Proviants und die Organisation des Busch-Fluges an. Nach etlichen Abklärungen standen am Schluss der Aniak, der Alagnak, der Koktuli oder der Stuyahok River zur Auswahl. Alle in der Bristol Bay.

Mithilfe des Alaska Fisherman Clubs und Clemens Ratschan (www.ratschan.at ) entschlossen wir uns für den Koktuli- oder Stuyahok-River. Da beide Flüsse nahe beeinander liegen, liessen wir vorerst die definitive Auswahl offen und wollten vor Ort je nach Wasser- und Fischsituation entscheiden. Nachdem wir nun wussten wohin es geht, gings an die Essensplanung um die Menge des Proviants ungefähr errechnen zu können, an die Beschaffung von Fischereimaterial, usw. An dieser Stelle herzlichen Dank an Hans Ljubic ( www.angelsport-ljubic.at ) der uns auch mit Tipps, Erfahrungsberichten vom Stuyahok und vorallem mit extrem fängigen Fliegen ausgestattet hatte. Im Januar 08 waren dann die Eckpfeiler unserer Reise eingeschlagen und nun begann das lange Warten bis zum 1. Juli.

Und dann war er plötzlich da, der 1. Juli 2008. Mätthu & Rolando holten mich zu früher Stunde zu Hause ab, wir fuhren nach Zürich, und nahmen die erste Hürde - Zürich/Frankfurth. Hürde weil beim Einchecken nur Roland für den Flug gemeldet war. Mit viel Charme, Schoggi-Gipfeli und Wimper-Geklimper hat es die nette Dame am Eincheck-Schalter doch noch geschafft, unsere zwei ausstehenden Flugreservationen zu finden und es konnte nun definitiv losgehen. Ab und zu ne SMS nach Hause um den neusten Stand durchzugeben war natürlich Pflicht.

Während des Wartens in Frankfurt auf den Anschlussflug nach Anchorage gesellte sich ein alter Alaska-Hase zu uns und erzählte uns von seinen Projekten und Plänen in Alaska (Bierbrauen, Fischen, Haus, usw). So verging die Zeit wie im Fluge und wir konnten endlich Boarden.

 

Der Flug über Island, Grönland, Neufundland bietet immer wieder wunderschöne Ausblicke. Das frühe Aufstehen hinterliess seine Spuren und wir schliefen viel oder liessen uns vom Entertainment-Programm der Condor berieseln.

In Whitehorse hiess es dann Zwischenlanden, Aussteigen und die Yukon-Touristen absetzen. Nach einer Stunde konnten wir den Flieger wieder besteigen. Die ganze Reisedauer hatte sich um ca. 2 Stunden verspätet, da in Frankfurt das Bodenpersonal der Lufthansa streikte.

Jetzt waren nur noch ca. 1.5 Stunden Flugzeit durchzuhalten. Unter uns sahen wir tausende Seen, unendliche Weiten, unzählige Gletscher und Denali - Mt. McKinley (der Hohe, höchster Berg Nordamerikas).

 

Wir konnten es kaum erwarten endlich zu Landen und die erste kühle Brise Alaska Luft zu schnuppern (und gleich danach eine Zigarette zu rauchen). 

Am Flughafen von Anchorage erwartete uns mein Freund Jim und seine ganze Familie, unverkennbar in CH-Montur mit Käppi, Swiss-Shirts, usw. Was für ein Empfang. Jim uns seine Familie sind waschechte Alaskaner und betreiben in Soldotna eine Lodge. Sie fuhren am Vortag nach Anchorage, übernachteten in ihrem Wohnmobil und erwarteten uns am Flughafen. Wir fuhren anschliessend ins Motel "Alaskan Long House", deponierten unser Gepäck und Jim übergab uns die "Bear-Protection" und sonst noch einige nützliche Sachen für unseren bevorstehenden Float-Trip. Danach fuhren wir alle gemeinsam an den Campbell Creek um einen Lunch einzunehmen und ein bisschen zu plaudern. 

Im urchigen Restaurant bestellten wir Halibut-Burgers, Onion-Rings, usw.

 

Nach dem Essen setze uns Jim und seine Famile in der Stadt ab und fuhren dann zurück nach Soldotna. Der Abschied schmerzte und in meinem Hinterkopf entstand eine Idee, aber dazu später mehr. Nun gings zu Fred Meyers um einige restliche Einkäufe zu machen um für den morgigen Tag gerüstet zu sein. Unter anderem kaufen sich Mätthu und Rolando zwei Fliegenruten #8, da es keine 9er oder 10er mehr hatte. Irgendwie wird das schon gehen, dachten wir uns.

 

Es war mittlerweile 21.00 Uhr und wir fuhren mit dem Taxi zurück ins Motel, wo wir die Einkäufe abluden, uns in die Wathosen stürzten und die Angelruten parat machten. Mit dem Taxi war nun die nächste Station der Ship Creek, praktisch im Zentrum von Anchorage. Das Erlebte vom letzten Jahr sollte wiederholt werden und Kings waren im Fluss.

Rolando und Mätthu fischten das erste Mal mit Lachsmontage und gewöhnten sich rasch an den Kenai-Flip. Und siehe da - Rolando hatte seinen ersten King-Kontakt ! Leider nur kurz, denn der King zog weit über das Backing hinaus, gnadenlos gegen einen Pfeiler, suchte Hilfe bei einer Angler-Kollegin, die verdankenderweise ihren Löffel über Rolandos Schnur plazierte und gewann den Kampf. Das war hart, aber so einfach Kings zu fangen ist's halt nicht und Rolando war nun jetzt wirklich heiss. Die kalte Dusche bekamen wir aber um 23.05 Uhr als ein Ranger uns freundlich darauf aufmerksam machte, dass um 23.00 Uhr Schluss mit Fischen im Ship-Creek ist. Die Regulations ändern sich jeweils von Fluss zu Fluss sehr rasch und wir waren uns dessen schlicht nicht bewusst. Das Lachs-Fieber war stärker als die Vernunft des Durchlesens der Regulations und so mussten wir (und etliche andere Fischer auch, muss noch gesagt sein) Abschied vom Ship-Creek für heute nehmen. Na denn, zurück ins Motel und schlafen. Morgen steht ein anstrengender Tag auf dem Programm.

Um 10.00 Uhr hatten wir mit Carmen vom Alaska Fisherman Club abgemacht, welche uns zum Lake Hood bringen würde. Vorher Frühstücken und Packen.

Im Gwinnie's Old Alaska Restaurant gönnten wir uns Egg Benedikt und viel Kaffee. Danach noch kurz bei Sportsman's Warehause vorbei, um für Rolando und Mätthu zwei Fliegenruten #10 zu kaufen. Nach dem gestrigen Erlebten mit dem King im Ship-Creek, entschieden sich die beiden doch noch, sich für eine etwas gröbere Fliegenrute umzuschauen. Somit war auch das Thema "Ersatzrute bei Rutenbruch" erledigt.

 

Zurück ins Motel, alles wasserdicht packen und wir waren ready.

Die nächste Station war Lake Hood - der weltgrösste Wasserflughafen. Eine Beaver 1951 erwartete uns. Unser Gepäck, das Raft, zwei Kühlboxen, eine Kochkiste, zwei Schlafzelte, ein Küchenzelt, drei Stühle, ein Tisch, Schwimmwesten, Paddel, Pumpe und weiterer Kleinkram war zu beladen. Vor dem Beladen wurde aber zuerst gewogen. Da unser Reiseziel etwas weiter weg von Anchorage war, musste der benötigte Treibstoff für den Hin- und Rückflug genau berechnet werden. Man kam zum Schluss, dass wir entweder einiges an Gepäck in Anchorage lassen, oder aber mittels einer Extra-Charge dem Piloten Spritgeld für ein Auftanken beim Rückflug mitgeben. Der Entscheid fiel schnell auf die Extra-Charge, denn wir wussten mittlerweile nicht mehr, auf was wir denn noch alles verzichten sollten. Unterdessen erklärte uns Carmen das GPS, übergab uns die Karten und wünschte einfach viel Glück...

 

Hier hatten wir die letzte Möglichkeit mit unseren Liebsten Kontakt aufzunehmen und uns zu verabschieden. Von nun an war Funkstille zur Aussenwelt. Irgendwie komisches Gefühl in der heutigen Handy-Generation.

Andrew, unser Pilot, tuckerte langsam auf die Startbahn, oder wohl eher Startkanal, legte die Sonnenbrille an und liess es krachen.

Über den Cook Inlet flogen wir die nächsten 2,5 Stunden westlich Richtung Bristol Bay.

Andrew erzählte uns von seinem Leben als Pilot in Alaska und den spannenden Geschichten, die er erlebt hatte. Mit den unvergesslichen Eindrücken der fantastischen Landschaft unter uns verging die Zeit des Fluges sehr rasch.

Auf unserer Flugroute kamen wir am Kokutli-River vorbei und wir dachten uns noch, zum Glück haben wir den Stuyahok ausgewählt. Am Kokutli war wenig Wasser und wir hätten das gesamte Gepäck vom Landeplatz bis zum Fluss 3/4 Meilen tragen müssen.

Mittlerweile hatte das schöne Wetter umgeschlagen und es war sehr windig. Sehr windig ! Andrew sprach andauernd davon, dass es sehr viel Wind hat. Wir Laien dachten uns eigenlich zu diesem Zeitpunkt nicht viel dabei, ausser dass wir immer öfter an unsere Egg Benedikts erinnert wurden.

Einige Kilometer später sahen wir den Stuyahok das erste Mal. OK - der Unterschied zum Koktuli war doch nicht soo gross wie wir erhofft hatten. Aus der Luft betrachtet bekamen wir das Gefühl, dass es nicht sehr viel Wasser im Fluss hat und die Bezeichnung "Fluss" nun wirklich übertrieben ist - wohl eher langsamer Bach. Na dann, schau mer mal...

Vor  uns tauchte ein kleiner See auf, Andrew gab zu verstehen, dass er mit der Maschine versuchen wird auf diesem zu landen. Dabei kramte er sein Handy heraus, suchte ein Photo seiner Freundin darauf heraus und reichte es mir rüber. Dazu sagte er mir: "Sag ihr, dass ich zwei Kinder von ihr wollte". Ich schaute ihn ungläubig an, musste aber merken, dass er keinen Spass machte. Nun begriffen auch wir, dass die Lage in der wir uns befanden, ernst sein musste und unsere Sprüche von wegen "Andrew, jetzt mach nicht so ein Geschrei wegen des bisschen Windes" verstummten augenblicklich. Andrew gab uns zu verstehen, dass wir uns anschnallen und sehr gut festhalten sollten. "Seit vorbereitet - beim Aufprall auf das Wasser wird es heftig schütteln und die Wellen werden das Flugzeug richtig durchrütteln". Aufgefallen ist uns allen, dass er nicht mehr von der Landung, sondern vom Aufprall sprach... Er kreiste einige Male über den See, brachte die Maschine gegen den Wind, zog sie runter, dann wieder rauf, neuer Versuch, usw. Irgendwann prallten wir aber auf, und das Wellenreiten begann. Andrew musste die Maschine direkt gegen den Wind halten und zudem sowenig Gas geben, dass uns der Wind ans Ufer trieb.

 

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