In erprobter Kodiak-Formation fanden wir uns am 31.05.2014 auf der Terasse der Pension Konak Crvena Jabuka in Ključ an der Sana im wunderschönen Bosnien-Herzegowina, ein.
Wir, das waren die bekannten Gesichter: Heavy-Mättel, Rolando, Jochen (SHF No1), Mazzo und ich.
Die Österreicher reisten via Zagreb mit Flugzeug und Mietwagen an, wir via Belp, Split. Eine sehr angenehme Anreise inkl. einem Kaffe an der Strandpromenade in Split.
Nachdem die Zimmer bezogen waren und sich alle eingerichtet hatten, wurden wir von unserem sehr netten und freundlichen Gastgeber Tehvid mit Slibo und anderem Selbstgebrannten verköstigt. Er spricht sehr gut Deutsch und klärte uns über die aktuelle Hochwasserlage auf. Die Flüsse, welche wir in Angriff nehmen wollten, waren nicht stark betroffen und die Wasserstände waren alle wieder auf normalem Pegel.
Für den ersten Tag am Wasser bestand unser "Ösi mit immer eingebauter Reissleine" auf einen Guide. Dieser sollte uns die Gewässer nahe bringen und zum Fisch führen.
Natürlich wurde nur der Beste gebucht:
Ado, Admir-Ado Jeginovic, Inhaber von flyfishing-bosnia.com besuchte uns noch am Samstag und gab kurz durch: Morgen, 7.30 Uhr Frühstück, 8.00 Uhr Abfahrt.
Gesagt, getan: am nächsten Morgen war Ado pünktlich zur Stelle und drängte uns durch das üppige Frühstück: "On y va, on y va! Fishing Guys, hopp, hopp!"
"was soll der Stress?" fragte sich jeder von uns, doch wir sollten später sehen, was es heisst, zu spät an den Ribnik zu kommen.
Wir fuhren ca. 20 Minuten und erreichten unseren ersten Spot am Ribnik. Ado liess uns alle unser Getackle mit den Worten "hopp, hopp" aufriggen und beäugte danach meine Rute. "Nicht schlecht, aber das Vorfach kannst Du wechseln - Vorfachspitze mindestens 2-3 Meter 0.12er, besser 0.10er!"
Huch! Ich traute meinen Ohren kaum, führte aber umgehend aus. "We start with Nymphs, show me your box!". Ich zeigte stolz meine Eigenkreationen, doch wirklich begeistert schaute Ado nicht drein. Er klaubte eine 18er Goldkopfnymphe aus meiner Box und meinte: "try this!".
Der Grund, warum das Vorfach so lang sein muss, war nach den ersten Würfen einleuchtend: Es ist nicht erlaubt, die Nymphe zusätzlich zu beschweren, zudem ist das Wasser schnappsklar, die Äschen und Bachforellen entsprechend scheu und die Nymphe muss so rasch wie nur möglich auf Grund.
So fischten wir langsam flussabwärts und bestaunten den Fluss und dessen Bewohner. Der Boden war übersäht mit Köcherfliegenlarven und Bachflohkrebsen. Ging man ein paar Schritte, versammelten sich unterhalb der eigenen Füssen umgehend ein paar Äschen und frassen die aufgewirbelten Insektenlarven. Ein faszinierendes Schauspiel.
Der Bestand an Äschen in der Ribnik ist gewaltig. Doch so richtig auf die Nymphen wollten sie nicht reagieren. Ab und zu gelang zwar ein Fang, aber bei der Anzahl der gespotteten Fische im Wasser war das schon fast frustrierend.
Ado meinte, die Äschen wären nicht in Beisslaune (ich vermute aus lauter Höflichkeit) und riet mit dem Streamer unter die Büsche zu werfen. Umgehend fingen wir sehr schöne und grosse Bachforellen.
Gegen 10.00 Uhr begann das Übel am Ribnik: eine Heerschar anderer Fliegenfischer fand sich ein. Man vernahm Italienisch, Französisch, Deutsch und auch Schweizerdeutsch. 20 Meter unterhalb stiegen plötzlich drei Fischer ein, oberhalb war schon eine Schlange von vier anderen Fischern zu sehen - es wurde ungemütlich. Die anderen Fischer schienen sich aber nicht daran zu stören und wir merkten schnell: Kenai/Russian-River Style in Bosnia. Einmal Werfen, dazu ein Schritt Gehen, usw. usf. So kommt es zu keinen Kollisionen. Von uns kamen Kommentare wie "WTF ???" oder "Das kann's ja nicht sein, oder?"
Am Nachmittag gab es ein paar Schlüpfe von Eintagsfliegen und wir konnten mit CDC-Mustern wirklich wunderschöne und grosse Äschen überlisten. Das entschädigte für vieles.
Ado wollte uns am nächsten Tag die Pliva vorstellen. Die Pliva gilt als sehr schwierig zu befischen und man könne sich was einbilden, wenn man hier einen Fisch fängt.
Begleitet wurden wir noch von Admir und Martin, beides sehr nette Fliegenfischer aus der Ostschweiz.
Die Fischerei war wirklich schwierig und die Äschen äusserst heikel. Mir gelang zwar kein Fang mit der Nymphe, doch mit der Trockenen konnte ich eine wunderschöne Äsche überlisten.
Die Zeit mit Ado am Wasser war für uns alle sehr angenehm, lehrreich und interessant. Ado ist ein sehr ruhiger Guide, der zuerst mal schaut, wie der Gast fischt und dann auf seine Bedürfnisse und Möglichkeiten eingeht. Genau so muss es sein!
Ado, herzlichen Dank von uns allen für Deine Zeit, Geduld und Freundschaft!
Der dritte Tag verbrachten wir an der Sanica. Hier wurde durch das Hochwasser eine Fischzucht überspühlt und tausende Regenbogenforellen konnten in den Fluss entfliehen. Wir wurden von Ado gewarnt: "Ihr werdet hier Fisch auf Fisch fangen, aber nur Regenbogner".
Nach den eher mässigen Fangerfolgen an der Pliva konnten wir etwas Action vertragen und freuten uns auf 5 Kilo + Regenbogenforellen, die es durchaus an der Sanica geben soll. Doch weit gefehlt! Die Regenbogner waren alle in der Grösse von Portionsforellen und boten keine wirklichen Herausforderungen. Der Fluss hingegen war wunderschön und wir genossen trotzdem die Stunden am Wasser.
Wir trafen auf Muhamed, ein äusserst lustiger Mensch, welcher in der Rolle als Guide drei Deutsche an die Sanica begleitete. Fischen (und noch einiges mehr...) dürfe er zur Zeit nicht, da er eine Herzoperation gehabt hat. Er schien aber ein sehr grosser Liebhaber der hiesigen Flora zu sein und hatte sich gemäss seinen Erzählungen auf allerlei Buschwerk spezialisiert.
Mazzo wurde aufgrund eines Missverständnisses ("bon jour"), als vermeintlicher Franzose von den drei Oberfranken eingeschätzt, was ein höfliches "diese verdammten Forsch-Liebhaber hat's aber auch überall" zur Folge hatte. Mazzo gab sich dann aber als waschechter Oberösterreicher mit einem herzhaften "Griesst's euch - woher kommt's denn ihr?" zu erkennen.
Am Nachmittag machten Jochen, Mazzo und ich Rast im Ur Restoran "Kod Paje" in Vrelo, direkt an der Sanica. Auf der offenen Feuerstelle wurde das berühmet Sač vorbereitet, wovon wir uns je eine kleine Portion gönnten.
Am Abend fanden wir uns, diesmal auch mit Mättel und Rolando, wiederum im Kod Paje ein und genossen den zweiten Gang des leckeren Sač. Als Dessert wurde uns vom äusserst gastfreundlichen Wirt eine Raffaello-Torte kredenzt, welche zuvor extra bei der Mutter geholt wurde. Wir waren einmal mehr begeistert von der Gastfreundschaft der Bosnier!
Den nächsten Tag wollten wir an der Unac und der Una verbringen. Eine wunderschöne Fahrt durch das Karstgebirge erwartete uns.
Die beiden Flüsse begrüssten uns in den schönsten Farben, doch leider blieben die Fänge aus. Einzig im Dorfkern von Kulen Vakuf konnten wir Trocken etliche Äschen überlisten. Die Flüsse waren aber eine Augenweide und auch dieser Tag war wiederum ein Highlight.
Unseren letzten Angeltag verbrachten wir wiederum am Ribnik. Wir stürzten uns ins Getümmel und waren unterdessen an die Menschenmengen gewöhnt.
Wiederum war die Fischerei sehr gut, ob mit Nymphen, Trockenen oder Streamern. Jeder von uns konnte etliche sehr schöne Äschen und Bachforellen in beachtlichen Grössen fangen. Der Fischreichtum in der Ribnik ist ausserordentlich und der Fluss ist auf alle Fälle ein Besuch wert. Man darf nur nicht erwarten, dass man in Abgeschiedenheit Fliegenfischen kann. Uns allen fiel dies zu Anfang relativ negativ auf, doch wir sind natürlich von Alaska sehr verwöhnt.
Den letzten Abend galt ganz Split, da am nächsten Morgen unsere Flieger in aller Herrgotsfrühe Richtung Heimat starteten. Split bietet eine tolle Altstadt und eine herrliche Strandpromenade, mit sehr viel Kultur, kulinarischen Highlights und Party.
Nach ein paar Stunden Schlaf (es waren gefühlte Minuten), ging es dann am Samstag Richtung AUT/CH.
Übernachtungsmöglichkeiten gibt es viele - zwei haben wir kennen gelernt:
Wir waren mit unserer Pension sehr zufrieden. Übernachtung mit reichlich Frühstück im EZ um die 25 Euro. Tehvid kann sehr gut Deutsch und hat alle nötigen Kontakte und Infos zu den Flüssen.
Stevo Kreka bietet direkt am Ribnik Blockhäuser zur Vermietung. Im Haupthaus können auch die Fischerkarten gelöst werden. Auch ein schönes Restaurant wartet auf die Gäste.
Guiding:
Ein Guide, der die lokalen Gegebenheit, Fliegenmuster, Hot-Spots kennt und auf die Gäste eingeht, ist viel wert. Wenn ich mir vorstelle, wieviel Zeit wir mit Anfahrten, Kartenlesen, Lizenzbeschaffung usw. vertrödelt hätten, bin ich im Nachhinein sehr froh, dass wir Ado die ersten zwei Tage an unserer Seite hatten. Ado haben wir alle als sehr angenehm und kompetent erlebt. Wir können ihn uneingeschränkt weiterempfehlen.
http://www.flyfishing-bosnia.com
Fischerkarten:
Für die erwähnten Flüsse muss jeweils vor Ort eine eigene Lizenz gelöst werden. Die Preise bewegen sich zwischen 20-40 Euro und sind durchaus angebracht. Probleme um an Karten zu kommen, stellten wir nicht fest. Speziell am Ribnik kann ich mir aber durchaus vorstellen, dass es künftig zu Ausgabelimiten kommen könnte. Der Befischungsdruck ist teilweise schon enorm.
Land & Leute:
Die Leute sind extrem gastfreundlich, hilfsbereit und sehr bescheiden. Die Landschaft ist der Hammer: noch viel Platz, viel Natur und viel Horizont. Wir waren von Bosnien sehr begeistert!